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Unterwegs mit der Kamera

Street Photography in Marrakesch

Marrakesh-7539, light-phenomenon.comEin Leser hier im Blog hat mich gefragt, ob ich Tipps zur Street Photography in Marrakesch geben kann. In nordafrikanischen Städten zu Fotografieren kann in der Tat eine Herausforderung sein. Anders als in Asien reagieren die meisten Menschen hier häufig argwöhnisch, wenn eine Kamera auf sie gerichtet wird. Als ich 2008 das erste Mal auf eigene Faust in Marrakesch unterwegs war, habe ich nur 18 (!) einigermassen brauchbare Bilder aus dieser faszinierenden Stadt mit nach Hause gebracht.

Marrakesh-7475, light-phenomenon.comSo hatte ich mir das natürlich nicht vorgestellt. Ich war unsicher an diesem für mich sehr exotisch wirkenden Ort, zu viele Eindrücke sind auf mich eingeprasselt und zu oft haben mich die manchmal unwirschen Reaktionen der Leute eingeschüchtert.

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Beim zweiten Besuch in Marrakesch fünf Jahre später ist mir das Fotografieren deutlich leichter gefallen und hat richtig Spass gemacht. Woran mag dies liegen?

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Beim Nachdenken sind mir spontan folgende Punkte eingefallen, die zu mehr und besseren Bildern beitragen haben:

  1. Sich vorbereiten: Habe ich mich das erste Mal noch häufig in der Stadt verlaufen, habe ich beim zweiten Mal meine Ausflüge besser geplant. Zusätzlich hat mich eine GPS Offline-Karte auf meinem iPhone immer wieder auf den rechten Weg zurück gebracht.
  2. Eine kleine schnelle Kamera einsetzen: Meine Fujifilm X100S hat sich bewährt. Aber auch mit dem iPhone lässt sich wunderbar unauffällig fotografieren. Viel Spass habe ich immer mit der Hipstamatic Classic-App. Die Bilder auf dieser Seite sind mit Hipstamatic, Helga Viking Linse und BlacKeys SuperGrain Film auf meinem iPhone 5 entstanden. Bei meiner ersten Reise hatte ich eine Kompaktkamera dabei, die entsprechend dem damaligen Stand der Technik einen quälend langsamen Autofocus hatte. Bis die Kamera scharf gestellt hatte, war der Moment vorbei oder ich wurde entdeckt und weggescheucht.
  3. Sich selbstbewusst und zielstrebig bewegen: Wer suchend oder ängstlich in den Gassen der Medina herumirrt, wird sofort angesprochen und gerät dadurch noch mehr aus dem Konzept.
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  4. Vorsicht bei den Touristen Hot-Spots: Wer zum ersten Mal auf dem Djemaa el Fna in Marrakesch fotografieren will, sollte sich zuerst etwas Zeit nehmen, die Kamera in der Tasche lassen und aus einiger Distanz beobachten wie die Wasserverkäufer, Schlangenbeschwörer und Affen-Bändiger ihr Geschäft mit den fotografierenden und filmenden Touristen durchziehen. Wer anschliessend trotzdem unbedingt ein Foto schiessen will, weiss so zum Voraus, auf was er sich einlässt.
  5. Zu dritt geht’s entspannter: Auf der zweiten Reise war ich mit zwei Frauen unterwegs. Während sich meine Begleiterinnen die überquellenden Shops im Suq angeschaut haben, konnte ich parallel dazu ungestört fotografieren. Wenn es besonders gut läuft, sollte man sich irgendwie erkenntlich zeigen und etwas Kleines kaufen. Das kommt immer gut an.
  6. Eine respektvolle Distanz zu den Menschen wahren: Wenn sich die Leute als Teil einer ganzen Szene mit mehreren Personen in ihrer Umgebung wahrnehmen, akzeptieren sie es meist, fotografiert zu werden.
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  7. Vor dem Abdrücken kommunizieren: Wer wirklich ein Portrait fotografieren will, sollte unbedingt versuchen, mit dem Gegenüber zuerst auf irgendeine Weise zu kommunizieren und eine gute, respektvolle Situation zu schaffen. Viele jüngere Menschen in Marrakesch sprechen sehr gut Englisch. Ältere Leute sprechen auf Französisch mit den Touristen. Ladenbesitzer posieren nach einem erfolgreich abgeschlossenen Geschäft meist bereitwillig vor der Kamera. Natürlich sollte man es vorher beim Feilschen nicht übertreiben und dem Verkäufer den letzten Nerv ausreisen.
  8. Das Wichtigste zuletzt: Menschen sind wie Spiegel. Daher immer höflich, gelassen und freundlich bleiben, auch wenn jemand zunächst barsch oder ablehnend reagiert. Das gilt es in jedem Fall aus Anstand zu akzeptieren. Häufig hellt sich die Miene des Gegenübers sofort wieder auf, wenn man mit einem Lächeln reagiert und nicht einfach stur sein Bild schiessen will. Vielleicht kommt so doch noch ein Bild zustande. Wer sich dagegen aufregt, verliert in den Augen der Einheimischen das Gesicht.

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Ich hatte den Eindruck, dass die Menschen in Marrakesch den Touristen aufgeschlossen und in der Regel freundlich begegnen. Touristen sollten sich in jedem Fall vorher informieren, welche Kleidung als akzeptabel gilt. Das verlangt der Anstand und trägt zu einer entspannten Atmosphäre bei.

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