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Unterwegs mit der Kamera

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Katzen im Tiefflug

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Optimal auf Geschwindigkeit getrimmt: Ein windschnittiger Körperbau, sehr elastisches Rückgrat, grosse Lungen, kräftige lange Beine und Krallen, die wie Spikes wirken.

Das schnellste Tier zu Land ist bekanntermassen der Gepard (Acinonyx jubatus), auf Englisch Cheetah genannt. Die Wissenschaft ordnet ihn auf Grund seiner nahen Verwandtschaft mit dem Puma (Puma concolor) und der Wieselkatze (Puma yagouaroundi) in die Gruppe der Kleinkatzen (Felinae) ein.

Geparde sind faszinierende Sprinterspezialisten: Sie beschleunigen in unglaublichen 3 Sekunden von 0 auf über 100 km/h und könnten so viele teure Sportwagen alt aussehen lassen. Während sich andere Raubkatzen möglichst nahe an ihre Beutetiere anschleichen, um sie mit einem Sprung oder einem kurzen Sprint zu erlegen, sind Geparden Hetzjäger. Die offenen und ebenen Savannen Afrikas bilden daher ein ideales Jagdgebiet.

In vollem Lauf erreichen Geparde Schrittweiten von bis zu 7 Metern. Für den nötigen Grip sorgen die für Katzen ungewöhnlich harten Sohlen und die nicht komplett einziehbaren hundeähnlichen Klauen, die wie Spikes wirken. Die Raubtiere scheinen wie im Tiefflug über die Savanne zu rasen. Ihre Spitzengeschwindigkeit von ungefähr 110 km/h können sie allerdings nur einige hundert Meter weit halten, dann müssen sie die anvisierte Beute eingeholt haben und zuschlagen können.

Geparden auf der Jagd

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Schwierig zu fotografieren: Ein Gepard auf der Jagd in der Masai Mara, Kenia. Trotz hoher ISO-Werte sind bei einsetzender Abenddämmerung kaum mehr schnelle Verschlusszeiten möglich.

Wer schon einmal eine Geparden-Jagd live miterleben konnte, weiss wie spektakulär und vor allem schnell alles abläuft. Eine solche Jagd zu fotografieren ist eine echte Herausforderung für jeden Fotografen und für das eingesetzte Equipment. Die Kamera muss auf sehr kurze Verschlusszeiten eingestellt werden, sonst bleibt vom rennenden Gepard nicht viel Brauchbares im Foto übrig.

Bei langen Brennweiten im Super-Tele Bereich um 500 mm verliert man die schnellen Jäger leicht aus dem Sucher und bis man den Gepard wieder im Blickfeld hat, ist der spektakuläre Lauf meist schon vorbei. Zudem überrascht der schnelle Antritt: Der Gepard hat seine Beute schon länger im Visier, versucht so nahe wie möglich an das Opfer heranzukommen, ohne entdeckt zu werden, zögert, lässt den Blick nicht von der Beute, der Körper spannt sich und von einer Sekunde auf die andere rennt er wie ein Pfeil los. Eine kurze Unaufmerksamkeit des Fotografen genügt und die Jagd ist vorbei, bevor ein scharfes Bild im Kasten ist.

Cheetah Conservation Fund

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In vollem Lauf setzen die Hinterbeine weit vor den Vorderbeinen auf. Gleichzeitig hilft der Schwanz, die Balance bei schnellen Richtungsänderungen zu halten.

In der Weiten Afrikas können die tagaktiven Geparde oft nur aus grosser Entfernung bei der Jagd beobachtet werden, sonst stört man die Raubtiere. Eine gute Möglichkeit rennende Geparde fotografieren zu können, bietet die von Dr. Laurie Marker gegründete Umweltschutzorganisation Cheetah Conservation Fund (CCF) in der Nähe von Otjiwarongo in Namibia an.

Cheetah Conservation Fund, Namibia

Cheetah Conservation Fund, Namibia

Der CCF hat sich zum Ziel gesetzt, den Gepard vor der Ausrottung zu bewahren. Die Tiere leben im Konflikt mit dem Menschen und werden häufig abgeschossen, da Viehzüchter keine Raubtiere auf ihrem Territorium dulden. Gefangene Tiere und Waisen landen als Touristen-Attraktionen auf Lodges und Gästefarmen oder werden beim CCF abgeliefert. Zahlreiche Jungtiere landen in den Fängen von illegalen Tierhändlern und Schmugglern, die sie als Haustiere weiterverkaufen.

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Diese beiden acht Wochen alten Geparden-Waisen haben Glück: Sie werden liebevoll und mit grossem Aufwand auf der OKAMBARA Elephant Lodge gepflegt. Das dritte Waisenjunge war zu lange ohne Mutter, bevor es entdeckt wurde – es hat nicht überlebt. Die beiden Geparde haben sich bereits mit den Hunden der Lodge angefreundet.

Bei meinem Besuch fristeten über 40 Geparde ihr Dasein in den Gehegen des CCF. Der Gepard ist die am stärksten vom Aussterben bedrohte Raubkatze Afrikas. Die Tiere sind auf der roten Liste der IUCN als „gefährdet“ gelistet. Die Unterarten Afrikas gelten als „gefährdet“ bis „stark gefährdet“. Man schätzt, dass der Mensch die Bestände in Afrika innerhalb von nur hundert Jahren um 90% auf ca. 10’000 Exemplare dezimiert hat. Die grösste Anzahl Geparde leben derzeit noch im südlichen Afrika in Namibia.

Cheetah Run

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Jeden Morgen um 8:00 Uhr veranstaltet der CCF einen halbstündigen “Cheetah Run”. Ein starker Elektromotor, zwei Lastwagenbatterien, ein elastisches Seil, damit sich die Raubkatzen nicht verletzen können, diverse Umlenkrollen, eine Handfernsteuerung für den Motor und ein Stück farbiger Stoff sind die technischen Zutaten, um die Katzen zum Rennen zu motivieren. Der Stoff-Köder ist in keiner Weise präpariert und auch die Farbe spielt keine Rolle. Es ist einzig die Bewegung, welche die Aufmerksamkeit der Geparde erregt – genauso wie beim Spielen mit der Hauskatze. Die Mitarbeiterinnen des CCF betonen, dass die Geparde freiwillig rennen. Bei den Bildern auf dieser Seite waren drei Weibchen in ihrem Gehege im Einsatz.

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Es werden nur kleine Fotografengruppen für den Lauf zugelassen. Daher ist eine rechtzeitige Reservation wichtig. Innerhalb des Geheges darf niemand die Gruppe verlassen. Es dürfen keine Jacken an- oder ausgezogen werden. Taschen wie Fotorucksäcke oder Bauchtaschen sind nicht erlaubt, weil die CCF Mitarbeiterinnen in ihren Gürteltaschen Fleisch zur Belohnung der Katzen dabei haben. Andere Taschen würden die Neugier der Geparde auf sich ziehen und sie vom Laufen ablenken. Die Teilnehmer können ihre mitgebrachten Taschen in einem sicheren Behälter vor dem Gehege einschliessen lassen.

Im Gehege müssen sich die Fotografen parallel zum Seil auf einer Linie aufstellen und dürfen nicht niederknien oder in die Hocke gehen. Dies könnte ebenfalls die Geparde irritieren. Zudem ist es wichtig, gross zu erscheinen – zur eigenen Sicherheit. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang auch, dass die Teilnehmer vor dem Cheetah Run eine Haftpflichtverzichtserklärung unterschreiben müssen, da Zwischenfälle sehr selten aber möglich sind: Es handelt sich nicht um Haustiere, sondern um ungezähmte Raubtiere.

Der Lauf beginnt

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Besonders eine Gepardin scheint sich besonders auf den Cheetah Run zu freuen: Sie steht bereits ungeduldig neben dem Motor. Nach einer kurzen Einführung des CCF geht es los. Der Köder wird vor einem der drei Geparden-Weibchen vor und zurück bewegt. Sobald die Katze anspricht und den Köder anzuschleichen oder zu verfolgen beginnt, wird die Drehzahl des Motors rasant erhöht und die Gepardin rennt los. Die CCF Mitarbeiterinnen bewegen den Köder dabei so geschickt, dass der Lauf direkt vor den Fotografen stattfindet.

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Sobald die Katze den Köder erwischt hat, wird der Motor sofort abgestellt. Eine Mitarbeiterin des CCF geht mit einem Stock, an welchem eine Art Löffel befestigt ist, zur Gepardin. Auf dem Löffel erhält die Raubkatze ihre Belohnung in der Form von frischem Fleisch. Allerdings nur, wenn die Gepardin den Köder im Gegenzug wieder freigibt. Dies kann durchaus eine Weile dauern, denn die Tiere geben ihre Beute nicht gern her. Anschliessend wird der Stofffetzen wieder am Seil befestigt und der nächste Lauf kann beginnen.

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Die Gepardin erhält ihre Belohnung, Cheetah Conservation Fund, Namibia

Die Sprinter sind erschöpft

Nach ungefähr 30 Minuten sind die drei Geparde derart erschöpft, dass sie sich ins Gras fallen lassen und keinen Wank mehr machen. Auch die stärker scheinende Sonne spielt eine Rolle: Wenn es den Katzen zu heiss wird, lassen sie sich nicht mehr zum Laufen motivieren. Nach dem Cheetah Run erhalten die Teilnehmer die Möglichkeit, für einige Minuten Fotos der Geparde aus etwa 3 bis 5 Meter Distanz zu schiessen. Die vierbeinigen Hauptdarsteller haben es sich unterdessen im Schatten der Bäume gemütlich eingerichtet.

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Jetzt geht gar nichts mehr: Die Ruhepause im Schatten ist verdient.

Anschliessend wird die Gruppe von den CCF Mitarbeiterinnen aus dem Gehege hinaus eskortiert. Beim Hinausgehen wird man als Fotograf nervös: Sind die Bilder brauchbar und sogar scharf geworden? Habe ich die richtigen Einstellungen an der Kamera gewählt? War meine Strategie richtig oder hätte ich etwas anders machen sollen? In meinem Fall habe ich einige schöne Aufnahmen hingekriegt. Es gibt aber auch Bildserien, welche komplett unscharf geraten sind. Wichtig für die Schärfenachführung ist, dass der Autofokus schon vor dem Lauf den Gepard erkannt hat. Wenn er bereits rennt, ist der Autofokus auf die vorhandene kurze Distanz im Gehege schnell überfordert.

Mein Setup

Wen jetzt ebenso die Begeisterung gepackt hat und selber einen Cheetah Run fotografieren möchte, dem sei an dieser Stelle mein Setup für das Shooting als möglicher Anhaltspunkt mitgegeben:

  • Kamera: Canon EOS 1DMKIV
    • Auto-Fokus: AI Servo
    • AF-Punkt-Auswahl: Mitte
    • ISO: Auto
    • Blendenautomatik (Tv): 1/1600s
    • und natürlich: “Dauerfeuer”, sprich Serienbildaufnahme…
  • Objektiv: Canon EF 70-200mm f/2.8L IS II USM, f/2.8
    • Bildstabilisator: On
    • Bildstabilisator-Mode: 2 fürs Mitschwenken

Mehr zu meiner Fotoausrüstung: siehe Mein Fotorucksack

Mein Fazit

Das schnellste Säugetier der Welt aus nächster Nähe in Aktion zu erleben, ist absolut faszinierend. Wer in Namibia unterwegs ist und von Windhoek nach Norden fährt, sollte sich das Angebot des Cheetah Conservation Fund (CCF) nicht entgehen lassen. Die Geparde werden mit viel Fachkompetenz gehalten und ich war beeindruckt, wie professionell der CCF Cheetah Run organisiert ist. Der hohe Preis (480 Namibia-Dollar, N$) ist in meinen Augen gerechtfertigt. Auch die umfangreiche Ausstellung des CCF mit Informationen zu den Geparden ist einen Besuch wert. Wenn ich wieder in der Nähe bin, werde ich bestimmt einen weiteren Cheetah-Run buchen.

Mein spezieller Dank geht an die Besitzer der OKAMBARA Elephant Lodge, welche uns Fotos der kleinen Geparden-Waisen aus nächster Nähe ermöglicht haben. Danke auch für den herzlichen Empfang und die gute Bewirtung!

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