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Unterwegs mit der Kamera

Buchtipp: Fotografie als Meditation

Ngapali Beach, light-phenomenon.com

Wie im Traum, Ngapali Beach, Myanmar (Burma)

Zen und die Fotografie

Der dpunkt-Verlag hat dieses Jahr ein ungewöhnliches und beachtenswertes Buch zum Thema Fotografie herausgebracht: “Fotografie als Meditation: Eine Reise zur Quelle der Kreativität”. Beachtenswert deshalb weil das Buch nicht wie unzählige andere Neuerscheinungen auf dem Fotobuchmarkt erneut die technische Seite der Fotografie und die Handhabung einer Kamera erklären will, sondern sich dem oft vernachlässigten Thema Gestaltung widmet. Das Buch ist gleichzeitig ungewöhnlich und vielleicht sogar mutig, weil der Autor Torsten Andreas Hoffmann das Wesen der Kreativität und der intuitiven Gestaltung in der Fotografie ergründet, mit Bildern visualisiert und dabei Parallelen zu Meditation und der Zen-Philosophie aufzeigt. Was vielleicht auf den ersten Blick scheinbar nicht zusammen passt, kann dem interessierten und unvoreingenommenen Leser neue Denk- und Bildwelten eröffnen.

Unser Gehirn besteht aus zwei verbundenen Hälften

Wer sich intensiver mit der Fotografie beschäftigt, ist schon bald mit dem schnellen Schnappschuss nicht mehr zufrieden. Ernüchtert stellt man fest: Mit der neuen, teureren Kamera hat man sich nicht automatisch die besseren Fotos erkauft. Wann ist ein Bild gut? Bestechend einfach ist das pointierte Zitat von Henri Cartier-Bresson: “Ein gutes Foto ist ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde schaut.” Diese Definition des legendären Meisterfotografen bietet dem Suchenden leider keine echte Hilfestellung. Was sind die Zutaten für ein gutes Bild? Es reicht offensichtlich nicht, wenn man die Bedienungsanleitung gelesen hat und seine Kamera bedienen kann. Erst wenn gestalterische Aspekte miteinbezogen werden, kann sich ein Bild von einem beliebigen Schnappschuss abheben. Es müssen quasi beide Hirnhälften ausgewogen ihren Denkbeitrag an ein gutes Foto leisten. Idealerweise verbindet sich das systematisch analytische Denken mit der kreativen intuitiven Seite. In unserer westlichen Welt wird die linke Gehirnhälfte, also das logische Denken, meist viel stärker gefördert und gefordert als die rechte emotionale künstlerische Gehirnhälfte. Einem Fotografen, der gelernt hat, beide Gehirnhälften und damit beide Denkweisen zu aktivieren, gelingen bessere Bilder. Torsten Andreas Hoffmann zeigt in seinem Buch auf, wie die östliche Denkweise und die Zen-Philosophie dabei hilfreich sein können.

Indian Ocean, light-phenomenon.com

Reduktion, Ngapali Beach, Myanmar (Burma)

Die Grundstimmungen der Seele

Wer von seinem Fotomotiv berührt ist, kann mit seinem Foto auch andere berühren. Ein gutes Bild kann dann entstehen, wenn es dem Fotografen gelingt, eine emotionale Verbindung zu seinem Motiv zu finden. Das hat viel mit Intuition zu tun, aber auch Achtsamkeit spielt dabei eine Rolle. Bin ich mir meiner inneren Haltung bewusst? Bin ich aufgeregt oder gelassen? Bin ich abgelenkt oder konzentriert? Hänge ich an dem was war, denke ich an das was meiner Meinung nach sein wird oder bin ich im Hier und Jetzt? Habe ich Sorgen und Ängste oder ist meine Stimmung froh und heiter? Habe ich Vorurteile oder bin ich bereit, unvoreingenommen Neues zu entdecken? Kann ich sehen, als ob ich alles zum ersten Mal sehe, ohne dass ich zwanghaft sofort darüber urteilen muss und mir damit die Intensität meines Erlebnisses schmälere?

U Bein Bridge, Myanmar, light-phenomenon.com

Flüchtige Momente, U Bein Bridge, Myanmar (Burma)

Die einzige Wirklichkeit ist die Gegenwart

Die Vergangenheit ist nicht wirklich, weil sie nicht mehr existiert. Die Zukunft ist nicht real, weil sie noch nicht geschehen ist. Unsere einzige Wirklichkeit ist dieser flüchtige Moment in der Gegenwart. Nichts im Leben lässt sich festhalten. Um genau diese Punkte der Zen-Philosophie dreht sich das Buch von Torsten Andreas Hoffmann. Folgendes Zitat bildet für mich die Essenz dieses Buches:

“Zen wird uns nämlich erkennen lassen, dass die Welt, so wie wir sie wahrnehmen, ein facettenreiches Spiegelbild unserer eigenen Seele ist. Und die Bilder, die wir mit unserer Kamera machen, stellen genau den Schnittpunkt dar zwischen unserer eigenen Innenwelt und der Aussenwelt, die wir zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort mit einem bestimmten Ausschnitt einfangen.” – Torsten Andreas Hoffmann

Wem dieser Gedanke gefällt, dem sei das Buch “Fotografie als Meditation: Eine Reise zur Quelle der Kreativität” von Torsten Andreas Hoffmann für eine ungewöhnliche Entdeckungsreise durch innere und äussere Welten empfohlen.

Umbrella, light-phenomenon.com

Papierschirm im Gegenlicht, Myanmar (Burma)

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