
Auf dem Weg zum Goldenen Fels – Canon EOS 5D Mark III
Wohltuend heiter und gelassen wirken die Menschen in Myanmar (Burma) auf uns westliche Besucher. Doch hier in Kin Pun Base geht es ungewohnt hektisch zu. Wir mischen uns unter die zahlreichen Pilger, die einen der heiligsten Orte in ganz Myanmar besuchen wollen – die 2500 Jahre alte Kyaiktiyo Pagode mit dem sagenumwobenen Goldenen Felsen, der hoch oben auf dem Mount Kyaiktiyo thront.
Der Legende nach wird der riesige goldene Granitfelsen nur durch zwei Haare Buddhas an seinem Ort im Gleichgewicht gehalten. Klar, das will ich mir genauer ansehen!
Unerwartete Achterbahnfahrt
Neben vielen Burmesen zieht dieser einzigartige Ort zahlreiche thailändische Touristen an. Die Reise auf relativ gut ausgebauten Strassen von der Millionen-Stadt Yangon zum Basis Camp hat etwa vier Autostunden gedauert.
Jetzt wird es abenteuerlich. Unsere burmesische Freundin sucht in einer grossen überdachten Halle nach dem offenen Lastwagen, der als nächster losfahren wird. Der Trubel in der Halle gleicht dem in einem Bahnhof.

Alle paar Minuten fährt wieder ein Lastwagen mit Pilgern los – iPhone 6
Einige Minuten später sitzen wir eng eingepfercht wie in einer Sardinenbüchse hoch oben auf einer der Lastwagenpritschen. In Reihen auf schmalen Bänken sitzen je sechs bis sieben Personen. Die Fahrt kostet 2500 Kyat, umgerechnet knapp zwei US-Dollar.
Koffer wären auf dem Lastwagen viel zu gross und zu unhandlich; wir haben daher nur das Nötigste in einem Stoffbeutel dabei: Zahnbürste etwas zum Schlafen und warme Jacken. Es soll nachts empfindlich kalt werden da oben auf dem Berg. Meinen Fotorucksack habe ich unten zwischen meinen Beinen eingeklemmt. Und schon geht es los.

Longyi: Nicht nur für Frauen, auch Männer tragen diese Wickelröcke. Die Herren-Version ist allerdings weniger farbenfroh – Canon EOS 5D Mark III
Einer Achterbahn gleich rauscht der für Myanmar ungewohnt moderne und kraftvoll motorisierte Lastwagen auf der einspurigen Bergstrasse die Hügel rauf und runter.
In den vielen engen Kurven frage ich mich, ob der Fahrer vorne wirklich bei guter Gesundheit ist. Den anderen Passagieren scheint die halsbrecherische Fahrt Spass zu machen; heiteres Gelächter und Gejohle ist auf jeder Kuppe zu hören. Ich halte meinen Hut fest und beginne den Fahrtwind zu geniessen.
Lächle und lass dich treiben
Die Fahrt dauert mit Zwischenhalten, um entgegenkommende Lastwagen durchzulassen, etwa vierzig Minuten. Wir wollen den Goldenen Fels während eines religiösen Festes besuchen. Entsprechend viele Besucher belegen den mit hellen Bodenplatten ausgelegten Platz bei der Pagode.

Das Areal rund um den Goldenen Fels – iPhone 6
Die Menschen dürfen hier unter freiem Himmel kostenlos übernachten. Ganze Pilgerfamilien haben es sich auf Bambusmatten und mit Wolldecken gemütlich eingerichtet. Die Stimmung ist fröhlich und ausgelassen.

Pilgerfamilie beim Essen – Fujifilm X100S
Seit dem jüngst in Fahrt gekommenen Demokratisierungsprozess in Myanmar und der damit verbundenen wirtschaftlichen Öffnung des Landes haben viele junge Burmesen günstige Smartphones oder kleine Tablet-Computer dabei.
Auch hier in Myanmar sind neuerdings Selfies der Renner; am liebsten zusammen mit möglichst exotisch aussehenden Fremdlingen. Wir stehen gerne als Fotomodelle hin, werden von und mit kichernden Teenies abgelichtet und landen auf so manchem Familienfoto.
Jedes Selfie ist ein amüsantes Erlebnis: Noch nie auf meinen Reisen waren Menschen so begeistert von Fotos meiner Wenigkeit.

Hihi, ein Ausländer fotografiert uns – Fujifilm X100S
Zwischen diesen spontanen Foto-Shootings erkunden wir weiter das Gelände und die Gebäude rund um die Pagode. Überall lächelt man uns zu. Wir lächeln zurück und lassen uns treiben. Und schliesslich stehen wir vor dem Goldenen Felsen.

The Golden Rock – Der Goldene Fels – Canon EOS 5D Mark III
Blaue Stunde

Nur Männer dürfen Blattgold am Fels anbringen – Canon 5D Mark III
Mein Plan ist es, während der blauen Stunde abends und am nächsten Morgen in der Dämmerung zu fotografieren.
Zum Glück sind wir rechtzeitig angereist: Unsere burmesische Freundin hat dank ihren guten Kontakten zu ihren Berufskolleginnen herausgefunden, dass in den nächsten Tagen rund um den Goldenen Felsen ein grosses Bambusgerüst aufgebaut wird – auch heilige Steine müssen ab und zu aufgehübscht werden.
Da kann es schon mal lange Gesichter bei weit angereisten Touristen geben, wenn es nur Baugerüste zu fotografieren gibt.

Der heilige Goldene Fels leuchtet nachts – Canon 5D Mark III
Als sich die allmählich die Nacht über den Berg legt, entzünden die Pilger Kerzen und überall liegt der Duft von Räucherstäbchen in der Luft.
Nur Männern ist es gestattet, direkt an den Fels heranzutreten und eigenhändig Blattgold anzubringen.
Fotografieren im Dunkeln

Der Weg rund um den Goldenen Fels – Fujifilm X100S
Es gibt rund um den Fels nicht viele Variationsmöglichkeiten, um neue Perspektiven zu finden, oder störende Elemente Hintergrund zu eliminieren.
Um den Goldenen Felsen herum führen Treppen und ein Fussweg.

Opferkerzen – Canon 5D Mark III
Inmitten der vielen Menschen ist ein Stativ nicht ideal, da jederzeit jemand über die Stativbeine stolpern kann. Ich bin froh um meine Begleiterinnen, welche sich neben dem Stativ hinstellen und aufpassen.
Meist ist es für das Stativ zu eng und schnell stelle ich fest, dass ich mehr Bewegungsfreiheit brauche, um schneller reagieren zu können.

Räucherstäbchen – Fujifilm X100S
Wie gut, dass ich meine handliche Fuji X100S dabei habe. Dank der lichtstarken Optik und dem erstaunlich schnell und präzise agierenden Autofokus kann ich im Dunkeln aus der Hand weiter fotografieren. Und das Beste: Die Fuji-Aufnahmen brauchen kaum Nachbearbeitung am Computer!

Auf dem Weg rund um den Goldenen Fels – Fujifilm X100S
Die Fuji belichtet praktisch jede Szene auf Anhieb stimmig und Bildrauschen ist kein Thema. Einzig bei der manuellen Auswahl des Autofokus-Punkts verheddere ich mich ab und zu und verpasse so gute Gelegenheiten. Da wünschte ich mir einen griffigeren Joystick.

Smartphones erobern Myanmar – Fujifilm X100S
Tea Leaf Salad

Der Fels hat nur auf ganz kleiner Fläche Kontakt mit dem Untergrund – Fujifilm X100S
Ich versuche mich möglichst unauffällig zu verhalten und die zahlreichen Pilger so wenig wie möglich zu stören. Man nimmt kaum Notiz von mir.
Der Rauch und die vielen Menschen machen uns doch jetzt langsam müde und Hunger haben wir auch. In einer Seitengasse, die viele Touristen übersehen, reiht sich Restaurant an Restaurant.

Restaurants und mobile Küchen am Laufmeter – iPhone 6
Wir sinken an einen Tisch und lassen uns bedienen. Bin ich froh, haben wir jemanden dabei, der burmesisch spricht und für uns aus Dutzenden von Curry-Varianten ein Menü zusammenstellt.
Extra für mich gibt’s zusätzlich einen Tea Leaf Salad – Teeblatt-Salat mit Nüssen, Sesam und Grüntee-Blättern. Davon kann ich nicht genug kriegen!
Talwärts

Warten auf eine Mitfahrgelegenheit – iPhone 6
Am nächsten Morgen sind wir zum Sonnenaufgang wieder beim Fels. Nach dem Frühstück suchen wir im Trubel nach einer Mitfahrgelegenheit auf einem der Laster.
Auf der Rückfahrt nimmt der Fahrer die Route über die alte Strasse. In vielen steilen Haarnadelkurven geht es hinunter ins Tal.

Novizen unterwegs zum Goldenen Felsen – Fujifilm X100S
Wie sich der Goldene Fels über die Jahrhunderte wie ein Wunder im Gleichgewicht halten konnte, bleibt für uns ein Rätsel. Die Legende lebt weiter.
Wir haben viel gesehen, die Reise hat sich gelohnt. Myanmar ist und bleibt ein faszinierendes Reiseziel!